Kannst Du bewusste Entscheidungen treffen?

Es ist eine gängige Überzeugung, dass kluge und wichtige Entscheidungen einen gut ausgebildeten Verstand benötigen und bewusst getroffen werden sollen.

Gefühle werden bei solchen Entscheidungsfindungen eher als störend betrachtet.

Doch nach dem Neurowissenschaftler António R. Damásio entscheidet das Unbewusste der Gefühlswelt ganz wesentlich mit, ob Entscheidungen gelingen. Er erforschte die Signale des Unbewussten, die sogenannten „somatische Marker“ (Soma = griech. für Körper).

Alle Erfahrungen, die ein Mensch in Laufe seines Lebens macht sind in einem emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeichert. Mit diesem riesigen Erfahrungsspeicher arbeitet Dein Unbewusstes.

Die Hirnforschung sagt: Das Gehirn speichert unsere Gefühle und Empfindungen zu einer bestimmten Erfahrung inklusive einer einfachen Bewertung „positiv = ansteuern“ oder „negativ = vermeiden“ mit ab.

Die Fähigkeit, Körperempfindungen mit Wahrnehmungen zu verknüpfen, beginnt sich schon im Mutterleib zu entwickeln und setzt sich während der gesamten Sozialisation eines Menschen fort.

Die daraus resultierenden somatischen Marker beeinflussen das Handeln eines Menschen, indem sie Vorentscheidungen treffen und ihn, ohne dass es in sein Bewusstsein dringt, in eine bestimmte Richtung leiten, vor Dingen warnen, mit denen er schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht habt oder die Aufmerksamkeit auf etwas Wichtiges lenken. Dies wird von Menschen oftmals auch als „Intuition“ wahrgenommen und bezeichnet.

Somatische Marker gelten als ein erfahrungsbasiertes Überlebenssystem, das es einem Organismus ermöglicht, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und Hypothesen über bestmögliche Verhaltensweisen aus gespeichertem Wissen abzuleiten.

Befindet sich ein Mensch in einer neuen Situation, wird automatisch das emotionale Erfahrungsgedächtnis nach ähnlichen, bereits erlebten Situationen durchsucht und es werden ggf. innerhalb von 200 Millisekunden entsprechende somatische Marker ausgesendet. Dadurch hat ein Mensch gewissermaßen Zugriff auf seine gesamte Lebenserfahrung.

Sobald du wieder in eine vergleichbare Situation kommst, meldet sich dein Unbewusstes blitzschnell. Es sendet dir „somatische Marker“ und teilt dir mit: HIN oder WEG!

Wenn Du Dich beispielsweise als Kind im Mathematikunterricht blamiert hast (ich denke da sofort mit Schrecken an „Eckenrechnen), wird dieses Gefühl mit „Mathematik“ verbunden.

Da das Unbewusste keine Zeit kennt, wird dieses „schlechte Gefühl“ auch dann erzeugt, wenn man bereits erwachsen ist, d. h. es eigentlich keinen Stress oder Ähnliches mehr gibt.

Als Erwachsener bemerkt man dann, dass man „Mathematik nicht mag“ und damit verbunden schlechte Gefühle, Magengrummeln, Versagensängste etc. empfindet.

Jeder nimmt seine somatischen Marker unterschiedlich und individuell wahr. Vielleicht spürst du sie als Körperempfindung in Form von einem angenehmen Kribbeln oder als Wärmegefühl im Bauch. Ein negativer somatischer Marker schnürt dir die Kehle zu oder führt zu „Bauchschmerzen“. Möglicherweise spürst du sie auch als starke Emotionen.

In der Arbeit mit mir ist der erste Schritt, zu üben diese Signale wahrzunehmen. Der zweite Schritt besteht dann im Reflektieren: Woher kommt diese Reaktion?

Es ist wichtig zu erkennen, ob sie von schlimmen oder gar traumatischen Erlebnissen geprägt und daher potenziell fehlleitend ist.

Denn auch emotionale und körperliche Signale können, genau wie Denkmuster, dysfunktional – und somit als Orientierungshilfe nicht mehr dienlich – sein.

Wenn Du Dir darüber Klarheit verschafft hast ist eine gute Grundlage für eine authentische Selbstwahrnehmung und für bewusste Entscheidungen gelegt.

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