Bei den Peanuts gibt es eine Geschichte, in der Charlie Brown sagt:
Wenn du dich wirklich schlecht fühlst, dann darfst du dich auf keinen Fall aufrecht hinstellen, sondern du musst dich gebeugt hinstellen, damit es dir weiterhin schlecht geht.
Diese kleine Geschichte beschreibt den folgenden Sachverhalt sehr treffend:
Der körperliche Habitus wirkt ins Psychische, genauso wie das Psychische in den körperlichen Habitus hineinwirkt.
Ein ähnliches Beispiel, wie das von Charlie Brown, beschreibt die Psychologin Dr. Maja Storch:
Zwei Psychologinnen bitten zum Experiment. Die eine Hälfte ihrer Versuchspersonen soll an einem Tisch Aufgaben in aufrechter Haltung bearbeiten, die andere Hälfte an einem Couchtisch in gebeugter Haltung. Dann werden beide Gruppen währenddessen für ihre Tätigkeit gelobt. Anschließend messen die Forscherinnen, wie stolz sich die Proband*innen fühlen. Das Ergebnis: Wer sein Lob in aufrechter Haltung empfängt, ist stolzer als die, die dasselbe Lob in gebeugter Haltung entgegennimmt.
Innere und äußere Haltung entsprechen sich.
Maja Storch sagt dazu:
Wie ein Mensch gelernt hat, sich körperlich zu halten, bestimmt mit wie er denkt und fühlt.
Doch wie entstehen unsere Haltungen? Dazu tauchen wir zunächst in ein neurowissenschaftliches Konzept ein, die Multicodierung.
Damit ist gemeint, dass Erfahrungen nicht nur in einem System des Gehirns abgelegt werden, als reine Gedanken, reine Gefühle oder reine körperliche Empfindungen. Zum Beispiel die Erinnerung daran, dass sich jemand als Achtjähriger auf dem Pausenhof nicht wehren konnte, existiert als sprachlich verfasster Gedanke, als ein Bild mit einer bestimmten Szene und als ein Gefühl in der Brust oder das einer leichten Lähmung in den Beinen. Die Erinnerung ist also an verschiedenen Orten des Gehirns gespeichert, wird aber ganzheitlich aufgerufen, so wie sie ganzheitlich abgelegt wurde.
Viele Erinnerungen jedoch, vor allem Erlebnisse aus der frühesten Kindheit, sind nicht sprachlich verfasst und lagern allein im emotionalen Langzeitgedächtnis des limbischen Systems, einer tiefer liegenden Hirnstruktur, die unbewusst arbeitet.
Man sagt auch neuronale Netze sind multicodiert, also auf vielen verschiedenen Lernebenen abgespeichert. Dabei sind auch hier die Lernebenen unterhalb dessen, was wir mit dem Bewusstsein erfahren können besonders wichtig.
Die Frage ist: Wie kommt man in der Psychotherapie an diese unterhalb der Bewusstseinsschwelle verlaufenden Schichten heran, die für die Handlungssteuerung ausgesprochen wichtig sind?
Mit Körperpsychotherapie kann man – vor dem Hintergrund dieser Idee von multikodierten neuronalen Netzen, wo die Körperebene einen Ausgangspunkt darstellt – diese unterhalb der Bewusstseinsschwelle liegenden Muster sehr gut erreichen. Es wird mit Bewegung, Berührung, körperlichem Ausdruck und Körperwahrnehmung der Patient*innen gearbeitet.
In der therapeutischen Arbeit haben wir die Möglichkeit eigene, feste Strukturen kennenzulernen, sie liebevoll zu akzeptieren und dann freier zu werden und statt gewohnheitsgemäßer Reaktionen nun Wahlfreiheit für das eigene Handeln und Sein zu bekommen.