Das Gedächtnis unseres Körpers

An die Erlebnisse aus unserer Kindheit haben wir keine bewusste Erinnerung. Und doch beeinflussen sie, wie wohl wir uns in unserer Haut fühlen, wie wir uns in zwischenmenschlicher Interaktion verhalten und wie anfällig wir für psychische Probleme sind. Für unsere seelische Entwicklung sind die ersten Lebensjahre essentiell.

Das Wort „Gedächtnis“ kommt von Denken. Kein Wunder also, dass wir damit vor allem unser bewusstes Erinnern assoziieren.

Dieses Wissen ist in der Großhirnrinde gespeichert, im „expliziten“ Gedächtnis. Seine Inhalte können wir uns ins Bewusstsein rufen und in Worte fassen. Mit seiner Hilfe blicken wir zurück, ziehen Schlüsse und schauen Voraus.

Derart in Gedanken, vergessen wir mitunter unseren Körper. Das mag eine Spätfolge der westlichen Vorstellung sein, dass Geist und Körper weitgehend voneinander getrennt seien.

Vergegenwärtigen wir uns also ein paar Dinge, die wir tun, ohne nachzudenken:

Eine Schleife binden, Auto fahren, Gegenstände erkennen, im Dunkeln den Lichtschalter finden.

Auch das Gespür des Torjägers für den richtigen Augenblick, unsere Vertrautheit mit Orten, gute und schlechte Angewohnheiten gehören dazu. Wir haben also nicht nur Erinnerungen, wir sind Erinnerung.

Diesen Teil nennen Wissenschaftler implizites oder auch „nicht deklaratives” Gedächtnis – weil sich das Gespeicherte schwerlich in Worte fassen lässt. Es ist eben verkörpert.

Auch in der Neurowissenschaft wird seit einigen Jahren die immense Bedeutung des körperlichen Erlebens für unser Fühlen und Denken hervorgehoben.

Ohne Worte und reflektierenden Verstand haben wir ins unseren ersten Lebensjahren – durch Begreifen, Einsehen, Empfinden – gelernt, wie Menschen miteinander umgehen.

Wie gesagt: Für unsere seelische Entwicklung ist dies der wichtigste Lebensabschnitt!

Von ihm hängt ab, wie wir uns als Erwachsene fühlen, wie leicht wir an die Decke gehen oder uns ängstigen, ob wir eher mit eingezogenen Schultern oder aufrecht durchs Leben gehen.

Besonders auch, wie wir uns in Beziehungen verhalten und wie anfällig wir für psychische Krankheiten sind (Vulnerabilität). Unsere Körper haben alle diese Informationen gespeichert.

Deswegen ist es für mich so wichtig in Coaching & Therapie auch immer wieder den Körper und das Körperempfinden zu integrieren.

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