Jede Partnerschaft bringt nicht nur zwei Menschen zusammen, sondern auch zwei innere Welten voller Erfahrungen und Prägungen. Diese wirken oft wie unsichtbare Drehbücher, die Nähe erschweren oder Konflikte antreiben. Im Paar-Coaching mit Schema-Arbeit geht es darum, diese Drehbücher zu erkennen – und neu zu schreiben.
Was Schemata im Alltag bewirken
Schemata sind tief verankerte emotionale Muster. Sie entstehen meist früh und melden sich besonders in engen Beziehungen. Wer den Hintergrund genauer verstehen möchte, findet in meinem Beitrag „Was ist eigentlich Schema-Arbeit?“ eine ausführliche Einführung.
Für Paare genügt oft schon die Erkenntnis: Nicht der / die Partner*in ist das Problem, sondern das alte Muster, das in mir aktiviert wird.*
Zwei Bühnen – zwei Wirklichkeiten
Ein hilfreiches Bild ist das der Bühnen, das ich in „Ein Schauspiel auf 2 Bühnen“ beschreibe:
- Hintere Bühne: verletzliche Gefühle und alte Erfahrungen
- Vordere Bühne: unsere Strategien, um diese Gefühle zu schützen
Im Paar-Coaching begegnen sich diese beiden Ebenen ständig. Konflikte entstehen nicht, weil Partner*innen „schwierig“ sind, sondern weil – im übertragenen Sinne – ihre Bühnenstücke aufeinanderprallen.
Wenn alte Muster übernehmen
Vielleicht kennst Du Situationen, in denen ein kleiner Anlass eine überproportionale Reaktion auslöst. Plötzlich ist da Wut, Rückzug oder Angst – stärker als die Situation es rechtfertigt. Mehr dazu habe ich im Artikel „Wenn alte Muster übernehmen“ beschrieben.
Im Coaching geht es darum, diese Momente bewusst wahrzunehmen und das alte Drehbuch zu stoppen, bevor es die Beziehung dominiert.
Dynamik im Paar: Ein Beispiel
Nehmen wir Anna und Tom:
- Anna spürt bei Distanz sofort Angst (Verlassenheits-Schema).
- Tom reagiert auf Nähe mit Rückzug (Überforderungs-Schema).
Beide handeln aus Selbstschutz – und verletzen sich dabei gegenseitig. Hier setzt die Schema-Arbeit an: Anna erkennt, dass Toms Rückzug nicht Ablehnung bedeutet. Tom versteht, dass Annas Nähe-Bedürfnis keine Forderung, sondern Ausdruck von Bindung ist.
Schritte im Paar-Coaching
Der Prozess im Coaching kann so aussehen:
- Erkennen – Wann und wie treten alte Muster auf?
- Verstehen – Welche Gefühle und Bedürfnisse stecken dahinter?
- Unterbrechen – Neue Wege einüben, die nicht automatisch ins alte Drehbuch führen.
- Neu gestalten – Kommunikation, die Sicherheit gibt, statt Distanz schafft.
Wie wichtig es ist, sich dabei nicht von alten Verletzungen bestimmen zu lassen, thematisiere ich auch in „Don’t allow your wounds to transform you into someone you are not“.
Fazit
Schema-Arbeit im Paar-Coaching macht alte Muster sichtbar, ohne Schuld zu verteilen. Paare lernen, sich nicht mehr von den automatischen Reaktionen der Vergangenheit leiten zu lassen, sondern bewusst Nähe und Verständnis zu gestalten.
So wird Beziehung weniger ein Wiederholen des Alten – und mehr ein gemeinsames, lebendiges Gestalten des Neuen.